Offener Brief                                                                                                23.08.2012                                                                                     

 

 

an Herrn Dr. Kubat

als Landrat des Kreises Waldeck- Frankenberg,

als Mitglied des "Verbandsvorstandes des Zweckverbandes Naturpark Diemelsee" als Vorstandsmitglied der "Region Naturpark Diemelsee e.V.“

sowie als Vorsitzender des Aufsichtsrates der EWF

 

 

 

Sehr geehrter Herr Dr. Kubat,

 

mit großer Sorge beobachten wir die Entwicklung um die Planung weiterer Windenergieanlagen (WEA) in Diemelsee, hier vor allem im Naturpark Diemelsee.

 

Wir sind, wie viele der über 700 Diemelseer, die sich bis jetzt per Unterschrift gegen die weiteren WEA´s ausgesprochen haben, bisher stolz darauf gewesen, dass hier bei uns so viel Strom aus Windenergie erzeugt wird. Sogar dem Briloner Bauausschuss wurden die ersten Windparks auf dem Zollhaus und in Flechtdorf als beispielhaft für das gemeinsame Bestreben mehrerer Bauwilliger vorgestellt.

 

Aber mit jedem neuen Windpark wuchs die Unsicherheit, wie viele Anlagen vertragen die Natur, die Landschaft und wir Menschen hier noch. Tröstlich war bei den Mengen an WEA´s, dass immer feststand, keine WEA´s im Naturpark Diemelsee entstehen zu lassen. - Nachdem nun die neuesten 10 Riesenanlagen zwischen Adorf, Giers-hagen und Borntosten nahezu fertig montiert sind, kippte bei vielen Diemelseern endgültig die Stimmung, denn nun wird der gesamte Horizont von Flechtdorf, über Wirmighausen und die Vasbecker Höhe bis zur K 83 nach Giershagen von WEA´s dominiert. Ruhe finden Auge und Ohr dort nicht mehr- bei Tage nicht- und im Dunklen auch nicht.- Wer ändert eigentlich ohne uns zu fragen die Farbe unseres Sternenhimmels in rot blickende Lichter??

 

Nun ist geplant, entlang des westlichen Horizontes von Adorf in einer wunder-schönen, kleingliedrigen Landschaft mit bewaldeten Bergkuppen, Wiesen und Feldern auf einer Länge von knapp 3 km ca. 10 weitere dieser Riesen entstehen zu lassen, sodass dann das im Tal liegende Adorf zu 220 Grad von WEA´s eingekesselt wäre.- Ein bedrückendes Szenario! Die WEA´s sollen mit knapp 200 m Höhe sogar noch höher werden, als die zuletzt errichteten. Auch unserem touristischen Schwerpunkt Heringhausen wird dadurch die wichtigste Grundlage, die intakte Natur entzogen. Die geplanten WEA´s wären vom Diemelsee, den Campingplätzen, dem Hotel und weiteren Pensionen zu sehen und zu hören. Damit sind Arbeitsplätze in Gefahr!

 

Aber auch andere Diemelseer Orte sind schon jetzt überlastet! Wenn man nahe der Anlagen spazieren geht- und das sind nun große Bereiche unserer Feldflur, fühlt man sich durch den Flügel- und Schattenschlag und die massig wirkenden Bauwerke nicht mehr wohl. Schöne, relativ schmale Feldwege, die häufig einen Grünmittel-streifen aufwiesen, wurden stark aufgeschottert und verbreitert und laden nicht mehr zum Spazieren, Rad fahren und Reiten ein. Extensivstreifen neben und auf den Feldwegen sind gerne genutzte Unterschlupfmöglichkeiten für zahlreiche Lebewesen und auch Pflanzen in den intensiv bewirtschafteten Feldfluren. Ebenso wirken die im Gelände modellierten großen Plattformen und Wendeplätze abschreckend. Die Beeinträchtigung der Natur und Landschaft ist doch erheblich größer, als es auf einem Plan aussieht, wo nur die eigentlichen WEA- Standorte eingetragen sind.

 

Am 17.08.2012 stellte der NABU in Usseln eine mögliche, groß angelegte Projektarbeit im und mit dem Naturpark Diemelsee vor- der Naturpark lebt doch (auch wenn einige Diemelseer Politiker behaupten, dass es ihn im Prinzip nicht mehr gäbe) und wir Diemelseer wollen uns unser Tafelsilber, unsere Landschaft im Naturpark nicht nehmen lassen und nicht von den Projekten im Naturpark abgekoppelt werden! Schnell besteht die Gefahr, dass es heißt, Projektinvestitionen lohnen erst hinter dem Windmühlenland Diemelsee, also z.B. in Willingen. Die Projekte können in Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus eine gute Zukunftsperspektive bilden.

 

Im Edertal wird inzwischen mit den Weißstörchen geworben und hier, wo Wanderer die sehr scheuen Schwarzstörche sehen können, besteht die riesige Gefahr sie zu vertreiben!!

 

Wir wollen aber nicht nur über Naturschutz reden- die Menschen selbst, darunter auch viele, in Hinblick auf Energieerzeugung technikbegeisterte mit sehr verantwortlichem Gedankengut fühlen sich beim Anblick der vielen WEA´s überlastet. Das Wohlfühlen in unserer Gegend nimmt ab.

 

Sie, Herr Dr. Kubat, reden von Landflucht und wie man dem begegnen und neue Menschen hier ansiedeln kann: nicht wenige haben wegen der herrlichen Landschaft hier Häuser gekauft oder alte Gebäude saniert. Teils nehmen sie dafür lange Wege zur Arbeit in Kauf- aber womit sollen wir dann demnächst werben?- Gewiss nicht mit einer zugespargelten Landschaft!!- Ach ja und übrigens lassen all diese Menschen auch ihr Geld in der Region und zahlen Steuern.

 

Für uns ist auch klar, dass jeder seinen Beitrag zur Energiewende leisten muss, aber wir alle und unsere Gemeinde haben schon viel zugelassen mit 10 % aller hessischen Anlagen, bzw. der Hälfte aller Anlagen unseres Landkreises.

 

Wir sehen Sie, sehr geehrter Herr Dr. Kubat, in der Pflicht, für alle Bürgerinnen und Bürger da zu sein. Daher unsere Aufforderung an Sie: Bitte sorgen Sie als Landrat für eine gerechtere Verteilung der WEA´s in unserem Kreis und in Nordhessen und sprechen Sie sich mit uns gegen den Bau von WEA´s im wunderschönen Naturpark Diemelsee und der gesamten Gemeinde Diemelsee aus! Als Mitglied des "Verbandsvorstandes des Zweckverbandes Naturpark Diemelsee" wissen Sie doch am besten, dass dieser nicht erst südwestlich des Diemelsees Richtung Willingen beginnt und schützenswert ist, sondern ebenso hier bei uns in der Gemeinde Diemelsee. Bei uns beginnt die von Einheimischen und Touristen gleichermaßen geliebte Landschaft unseres Naturparkes! Hier bei uns kann man anschaulich den Übergang zweier Landschaftstypen erkennen.

 

Gerade weil Sie in einer Person sowohl Landrat, als auch Vorstandsmitglied des Naturparkes und -vereins und noch Vorsitzender des Aufsichtsrates der EWF sind, sollten Sie sehr sorgfältig abwägen, ob Sie die EWF / VEW weiter veranlassen, diese Projekte, zurzeit vor allem jenes bei uns im Naturpark durchzusetzen- gegen den Widerstand vieler Menschen. Wir erinnern an das gegebene Wort des VEW- Projektleiters für Windenergie Stefan Kieweg, anlässlich der Infoveranstaltung in Rhenegge am 17.1.2012, dass sich die VEW bei Widerstand aus dem Projekt zurückziehen werde.

 

Sie sollen wissen:

Wir leben gerne in dieser Region und unser Überleben hängt nicht von der Existenz von WEA´s ab, sondern der intakte Naturpark ist das Fundament für eine nachhaltige Regionalentwicklung.

Reden wir also die Qualitäten unserer Region nicht klein, denn durch die Mischung Gewerbe, Landwirtschaft, Handwerk, Dienstleister, Angestellte etc. brauchen wir die Zukunft nicht zu scheuen.

 

Im Übrigen ist es erschreckend zu sehen, dass noch wesentlich mehr Menschen gegen die Anlagen sind, als die über 700 Unterzeichner.Sie halten sich jedoch teils wegen befürchteter Anfeindungen und Ausgrenzung zurück.

 

Wir Menschen in dieser Region sind über alle Maßen geduldig, aber nun ist das Maß voll!!

 

Wir fordern weiterhin:

Schützen Sie die Menschen in Diemelsee vor der Überlastung durch weitere Windenergieanlagen!

Setzen Sie sich für den Schutz und die Stärkung des gesamten Naturparks Diemelsee ein!

Informieren Sie die Bevölkerung frühzeitig, klar und nachvollziehbar!

Stellen Sie Ihre Entscheidungen transparent dar!

 

 

Gerne besichtigen wir mit Ihnen zusammen die vorhandenen und die geplanten Standorte. Bitte nehmen Sie mit uns Kontakt auf, wir freuen uns auf ein Gespräch.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

Dr. med. Almut Finke- Hain, Heinrich Hain (Dipl.- Kfm.), Knappstraße 14,

34519 Diemelsee- Rhenegge

 

Adriane Plewka (Dipl.-Ing.), Heimberg 18a, 34519 Diemelsee- Adorf

 

Arno Schröder (Dipl.- Chem.), Giershagener Straße 6a, 34519 Diemelsee- Adorf

 

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